„Hollenzauber“

veröffentlicht am 14. Juni 2021

„Einige nennen mich Mutter Holle, andere nennen mich Dryade, aber eigentlich bin ich die Erinnerung.“ Diese Worte aus Hans Christian Andersens Märchen, „Mutter Holunder“, sagen schon viel über den Holunder aus. Sein Name kommt von Holder, Bruchholz, und von dem althochdeutschen Wort holatur, dem hohlen Baum. Er trägt unzählige weitere Namen: Holler, Baum der Frau Holle, Flieder, Fleeder, Fliederbeerbusch, Eller, Elder, Ellhorn, Keiken, Kelkenbusch, Kischke, Huskolder, Betschel. Über die Zeiten, vielleicht sogar noch aus der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, ordneten die Menschen ihn der alten Göttin zu. Er ist nicht nur der alten Mutter Holle zugeordnet sondern noch vielen anderen Göttinnen. Hier seien nur einige besonders herausragende erwähnt, denen allen gemeinsam ist, dass sie über das Schicksal und die Lebenszeit der Menschen wachen.

Frau Holle und Holda

Wir kennen alle Frau Holle, die gütige Frau, die in einem unterirdischen Lichtreich lebt und über die Menschen wacht. Sie verkörpert ebenfalls die alte Göttin, die das Schicksal der Menschen kennt, die straft und belohnt, wie zum Beispiel bei der Gold- und Pech-Marie im Märchen „Frau Holle“. Sie taucht auch in vielen anderen Märchen auf. Die Holda wurde bei den Germanen als Hausgöttin verehrt und man glaubte, dass sie im Holunder lebte. Holda heißt die Holde, Strahlende und Gütige. Sie beschützte den Haushalt und seine Bewohner.

Hel und Frigg

Die germanische Göttin der Unterwelt, Hel, saß auf ihrem Knochenthron tief verborgen unter den Wurzeln der Weltenesche und empfing mit ihrem Hund Garm die Toten. Sie war eine Göttin, die man fürchten musste, wenn man Unrecht begangen hatte, denn sie zog einen nach dem Tod zur Verantwortung. Ihr angenehmeres Gegenstück bildete Frigg, die Frau Odins, die ebenfalls über die Taten der Menschen wachte, und ihren Lebensfaden spann, um ihn zu gegebener Zeit zu durchtrennen. Sie ist die weise, alterslose Frau mit dem Spinnroggen und vereint in sich auch die Qualitäten der drei Nornen, der Schicksalsweberinnen.

Die drei Nornen

Urd, Verdandi und Skuld – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – Mädchen, reife Frau und weise Alte. Diese drei Frauen spinnen die Lebensfäden der Menschen, halten sie in Händen, messen sie und durchtrennen sie, wenn das Leben endet. Sie sitzen an den Wurzeln der Esche Yggdrasil am Brunnen Urd. In der Volüspa (bedeutsamstes Gedicht des nordischen Mittelalters) finden sich folgende Worte: „Davon kommen vielwissende Schwestern, drei aus dem Brunnen, dort unterm Wipfel; Urd hieß die eine, die andere Werdandi, sie schnitten Stäbe; Skuld hieß die dritte. Sie legten Lose, das Leben bestimmten sie den Geschlechtern der Menschen, deren Schicksal verkündend.“

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