
Den Menschen die Pflanzen in ihrer Ganzheit nahezubringen, sehe ich als meine Aufgabe. Dazu gehört natürlich auch, ihre Namen, Wirkstoffe und Anwendungsgebiete zu vermitteln. Das Schönste für mich ist, die Wildkräuter an ihrem Standort zu besuchen, und sie Interessierten vorzustellen, denn dort kann man sie mit allen Sinnen erleben. Doch es gibt noch so viel mehr:
Kräuter begleiten uns Menschen unser Leben lang, ob uns das bewusst ist oder nicht. Sie bereichern unseren Alltag, indem sie unsere Speisen würziger machen. Kleinere Leiden lassen sich mit Tees und anderen Präparaten lindern oder gar heilen. Die grünen Helfer tuen uns gut, verschönern mit ihrer bunten Vielfalt die Natur und sind auch mit unserer Kultur eng verbunden. In jedem Land, ob in den Bergen Nepals, in den Wüsten Australiens, im Dschungel Brasiliens oder im milden Klima Europas, gibt es eine lange Geschichte, auf die die Einwohner im Umgang mir Kräutern zurückblicken können.

Alte Bräuche und Kräutergeschichten
Hinter jedem noch so unscheinbaren Heilkraut verbirgt sich ein Schatz an Geschichten, die zum Teil für unsere Zeit sehr seltsam anmuten. Seit hunderten von Jahren wurde kostbares Wissen um die Pflanzen überliefert und gesammelt, zensiert und umgeschrieben. Es kam immer ganz auf die Zeit und die Epoche an, welche Werte gerade hochgehalten wurden. Das ist bis heute so: vor langer Zeit hat man die Hexen oder die Druiden gejagt, um ihr Kenntnisse auszulöschen. Doch Geschichten und skurrile Bräuche waren sicher nicht selten das Mittel, das kostbare Wissen heimlich weiterzugeben. Es war dann nur für die Ohren der Eingeweihten zu entschlüsseln. In vielen uralten Märchen ist die Rede von magischen Pflanzen und ihren Gebrauch. Sprichwörter und Redewendungen lassen auch Rückschlüsse auf den Nutzen oder die kulturelle Verwendung der Kräuter zu. In meinen Vorträgen und auf meinen Kräuterwanderungen spreche ich immer sehr gerne über diese Dinge, denn so wird für mich das Bild einer Heilpflanze erst vollständig.
