Wenn ein Mensch stirbt, ist dies immer ein Einschnitt und eine profunde Erfahrung für die Hinterbliebenen. Manchmal kommt der Tod als Freund, um jemanden von einem unerträglichen Leiden zu befreien. Manchmal schlägt er hart und unerbittlich in unsere Mitte und entreißt uns völlig unerwartet einen Weggefährten. Und manchmal kündigt er sein Kommen rechtzeitig an, so dass sich alle vorbereiten können auf die Zeit danach. Dies sind nur drei der unendlich vielen Wege, die aus einem menschlichen Leben auf dieser Erde führen.

Für mich stehen Tod und Geburt sehr nah beieinander, denn ich möchte glauben, dass danach etwas Neues beginnt, dass unsere Energie einfach die Form wechselt und sich in etwas diesseits Unaussprechliches verwandelt. Mir gefällt der Gedanke, den Tod als ein Tor zu betrachten, durch das wir in neue Räume gehen.

Ich durfte mit einer Freundin ihre Beerdigung planen, als diese noch am Leben war. Sie war chronisch krank, und alle wussten, dass sie jederzeit an den Folgen der Erkrankung sterben könnte. Wir waren uns einig, dass wir den Angehörigen die Last der Planung nehmen und aus diesem traurigen Anlass etwas Schönes und Tröstendes gestalten wollten. Sie sah jeden Tag ihres Lebens als Geschenk und fürchtete den Tod nicht.

Als sie schließlich starb, konnte ich helfen, alles nach ihren Wünschen zu gestalten. Es war eine bemerkenswerte Feier, die allen in warmer Erinnerung ist. Das Besondere war sicherlich, dass die Verstorbene vieles im Vorfeld bestimmt hatte und dabei stets ihre engsten Angehörigen im Auge und im Herzen hatte. Sie wollte, dass wir das Leben feierten, dass Dankbarkeit über die Trauer siegt. Natürlich haben wir geweint, aber wir haben auch gelacht und sogar an ihrem Grab getanzt. Das letztere hatte sie sich gewünscht, und ich war unsicher, ob es gelingen würde; doch als einer ihrer Wunschsongs erklang, begannen einige ganz leise ihre Hüften im Takt zu schwingen und ein Schmunzeln ging durch den Kreis, ein Aufatmen und ein deutliche „JA!“ zum Leben.

Ich habe auf der Beerdigung dieser Freundin einen irischen Segen gesprochen und beim Abschied eines anderen Freundes eine kleine Rede gehalten. Zudem habe ich schon ungewöhnlich früh viele sehr junge Freunde an den Tod verloren, und jetzt, mit Anfang Fünfzig, kommt der Tod in meinem Umfeld immer häufiger zu Besuch.

 

Samhain

Wenn die Welten sich berühren,
Öffnet still die Ewigkeit
Ihre Tore und wir spüren
Es beginnt die dunkle Zeit.
 
All die ruhelosen Seelen
Strömen aus der Anderswelt,
Mit Gesang aus toten Kehlen,
Zu dem Licht, das sie erhellt.
 
Lausche, höre, wie sie singen,
Hörst du diesen Andersklang?
Stimmen, die voll Wehmut klingen,
Ein betörender Gesang.
 
Niemals darfst du sie verfluchen,
Niemals wirst du sonst erkennen,
Wonach ihre Seelen suchen.
Darum lass das Feuer brennen.
 
Samhain Fest der Jahreswende,
Fürchte nicht die Dunkelheit.
Nur das Gute siegt am Ende,
Beltane ist nicht mehr weit.
 
Stimme milde ihre Herzen,
Zeige ihnen dein Gesicht.
Säume ihren Weg mit Kerzen,
Führe sie zu deinem Licht.

Simone Wiedenhöfer

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